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tessa kommt ende der 40er jahre als überlebende des holocausts nach palästina. ihr vater war zeitig nach israel ausgewandert und ist das einzige familienmitglied, das sie noch hat. mit ihm hofft sie auf ein neues, friedliches leben. doch ihr vater lebt im untergrund und kämpft gegen palästinenser und die britischen besatzer. kurz nach ihrer ankunft begegnet sie dem arabischen jungen mo über den dächern von jerusalem. die beiden werden – aller feindschaft zum trotz – freunde. bis mo eines tages nicht mehr auftaucht und tessa in sein haus einzieht, das tessas vater von mos onkel kauft. die zunehmenden kämpfe zwischen arabern und juden trennen die beiden schließlich voneinander.

selbst 75 jahre nach der gründung des staates israel ist noch kein frieden eingekehrt. karim lebt mit seiner familie im westjordanland. die täglichen auseinandersetzungen mit jüdischen soldaten und deren sanktionen ist er gewohnt. er lebt schon sein ganzes leben lang im aida-flüchtlingscamp und bezeichnet sich selbst als flüchtling, obwohl er gar nicht geflüchtet, sondern bereits im camp geboren wurde. anat ist jüdin und absolviert gerade ihren militärdienst im westjordanland. durch einen zufall begegnen sich die beiden, obwohl sie bereits eine lange geschichte miteinander verbindet. sie kommen nach anfänglichem misstrauen miteinander ins gespräch und helfen dem jeweils anderen aus einer misslichen lage.

das besondere an diesem fakten- und kenntnisreichen roman von anja reumschüssel sind die beiden verschiedenen zeiten, in denen die geschichte spielt. bereits 1947/1948 gibt es erste unruhen und anschläge. die juden hoffen auch damals auf ein eigenes land und frieden. die araber, die schon seit generationen dort leben, wollen eine teilung ihres landes aber um jeden preis verhindern. als die UN-vollversammlung vor 75 jahren die teilung palästinas besiegelt und ben gurion den staat israel ausruft, eskalieren die kämpfe.

reumschüssel zeigt mit den lebenswegen von vier jugendlichen, wie viele facetten dieser konflikt in sich trägt. alle protagonisten haben überzeugende argumente und doch wird deutlich, dass viele vorurteile und eine lang gehegte feindschaft ihre verständigung beeinflussen und ihre begegnung prägen. während mit tessa und mo noch einmal die schwierige anfangssituation der staatsgründung erzählt wird, beleuchtet reumschüssel mit anat und karim die entwicklung des zwistes und die verhärtung der fronten der heutigen zeit.

reumschüssels beschreibt diesen grausamen, mörderischen konflikt zweier staaten und vieler menschen äußerst lebendig, bewegend und einfühlsam. sie versucht, beiden seiten, die sie aus eigener anschauung kennt, gerecht zu werden. ihr gelingt es, verständnis für beide seite zu wecken, ohne partei zu ergreifen. letztlich wird deutlich, dass sie die gewalt auf beiden seiten verurteilt. ihr buch ist ein plädoyer dafür, dass beide seiten sich besser kennenlernen sollten, um endlich frieden zu schaffen. denn überall begegnen sich menschen, die sich schätzen lernen und aufeinanderzugehen können.