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mit ungewöhnlichem duktus erzählt amal von den zwangsheiraten dreier frauen in der sahelzone, deren leben und erleben jeweils ineinandergreift. mantraartig fließen dabei weisheiten aus dem koran, den hadithen und belehrungen der eltern sowie älteren verwandten mit ein. in ihrem roman, der aus drei perspektiven erzählt wird, thematisiert und kritisiert amal ein patriarchalisches, religiöses system, dem sich die jungen frauen rechtlos ergeben müssen.

die 17-jährige gymnasiastin ramla muss den reichsten mann im dorf heiraten, obwohl ihr vater zuvor der heirat mit einem anderen zugestimmt hatte, einem jungen mann, den ramla wirklich liebt. all ihr widerstand wird schließlich gebrochen, sie ergibt sich in ihr schicksal und wird die zweitfrau eines mannes, der sie nur einmal gesehen hat. ihre jüngere schwester hindou wird mit ihrem cousin verheiratet, einem brutalen drogen- und alkoholsüchtigen nichtsnutz, der sie schlägt und misshandelt. dritte im bunde ist safira, die erstfrau des reichen mannes. sie fürchtet um rang und stellung sowie das wohl ihrer sechs kinder und versucht mit allen, auch fragwürdigen mitteln, ramla aus dem haus zu verteiben. letztlich gelingt ihr das und ramla nimmt reißaus. völlig mittellos beginnt sie ihr leben in einem anderen land selbst zu gestalten.

freiheit ist für alle drei frauen ein fremdwort; sie sind in fast allen belangen ihres lebens fremdbestimmt, werden oft schon als kinder zwangsverheiratet, müssen sich häuslicher gewalt unterwerfen, absolut gehorsam sein und die oft erniedrigenden strukturen der polygamie ertragen. dabei wirkt das, was man ihnen einflüstert und was refrainartig im roman wiederholt wird geradezu blasphemisch: man(n) wünscht, dass die mädchen geduld haben und geduldig bleiben, bei aller unbill, die ihnen widerfährt. die frauen sind in einem gnadenlosen system gefangen, das sie wie gegenstände behandelt, als untergebene ohne würde und schutz. und selbst unter den frauen herrscht nichts als missgunst, neid und zwietracht.

die autorin wurde selbst zwangsverheiratet und verarbeitet in ihrem roman eigene erfahrungen. schonungs- und tabulos berichtet sie vom leid der jungen, ungeduldigen, aber lebenshungrigen frauen, deren auflehnung gegen bestehende strukturen nahezu aussichtslos erscheint. amals buch erschüttert und geht tief unter die haut. aber vielleicht macht es vielen frauen auch mut, für ihr freiheit zu kämpfen.