Schlagwörter
rassismus, transgender, zuwanderung, rollenbilder, pakistan, norwegen
der 15-jährige mahmoud mahroof erzählt aus seiner sicht und in seiner sprache von seinen sommerferien, von den ferien eines sohnes pakistanischer zuwanderer, die in oslo leben und sich keinen urlaub leisten können. mahmoud spricht wie ihm der schnabel gewachsen ist: mit einfachem satzbau, englischen versatzstücken und drastischen ausdrücken. das ist zunächst anstrengend für die lesenden, aber irgendwann beginnt man, dem jungen gern „zuzuhören“. er lebt mit seiner familie, den eltern und einem jüngeren bruder namens ali, in einer sozialwohnung im ostteil der stadt.
als sein onkel aus pakistan zu besuch kommt, hat er endlich eine aufgabe. er zeigt ihm oslo mit all seinen facetten und sieht seine stadt dabei mit neuen augen. ein weiteres problem ist, dass sein zehnjähriger bruder ali sich im falschen körper fühlt. er möchte gern ein mädchen sein. aber mahmoud ahnt, dass das zu größeren komplikationen in seiner konservativen familie führen könnte. ganz vorsichtig informiert er die mutter und diese dann den vater, der mit der neuen situation völlig überfordert ist. einzig die pragmatische mutter und der kluge, große sohn vermögen es, ihn mit überzeugenden argumenten wieder auf den fürsorglich-väterlichen pfad zurückzuführen.
mahmoud hat eine große klappe, kommentiert die norwegischen und pakistanischen lebensumstände aber pointiert, witzig und klug. bisweilen fühlt er sich überfordert und ratlos, doch alles, was er berichtet, wirkt authentisch und ehrlich. mit dem refrain-artigen „ey hör mal!“ leitet er oft seine monologe über so unterschiedliche fragen wie die nach identität, geschlecht oder über rassismus, zuwanderung und soziale gerechtigkeit ein. am ende haben sich alle aus der familie anders bzw. neu sortiert: ali(a) als mädchen, mahmoud als gymnasiast, während mutter, vater und onkel sich weiter von ihren traditionellen vorstellungen und rollen entfernt haben.
sharif spielt in seinem debütroman überzeugend mit themen wie rollenzuschreibungen, klischees und vorurteilen; er stellt sie dabei immer wieder auf den prüfstand und führt sie manchmal auch ins absurde. der 1984 in oslo geborene autor weiß, wovon er schreibt, denn ein teil seiner eigenen geschichte ist in die mahmouds eingeflossen und diese authentizität spürt man im buch in jeder zeile.